Das Gesetz der Anziehung zwischen Mitarbeiter und Unternehmen – ein Glück für beide Seiten
Autor: Karin Leitmüller
Kennen Sie das Sprichwort „Gleich und Gleich gesellt sich gerne“? Wir verwenden es oft in Bezug auf Partnerschaften oder Freundschaften.
Aber Gleich und Gleich gesellt sich gerne trifft natürlich nicht nur auf den privaten Bereich zu. Auch für die Beziehung zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dem Unternehmen gilt:
Je besser eine Mitarbeiterin bzw. ein Mitarbeiter und eine Firma zusammenpassen, umso erfolgreicher wird die Zusammenarbeit.
Um genau zu sein:
Je besser die Persönlichkeit und die persönlichen Werte der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters zur Unternehmenskultur und zu den Werten des Unternehmens passen, umso zufriedener werden alle Beteiligten sein.
Das klingt sehr theoretisch, nicht wahr? Vielleicht kann ich Ihnen mit einem konkreten Beispiel diesen Gedanken verdeutlichen.
Stellen Sie sich folgendes vor:
Angelika ist eine junge Dame Ende 20. Sie ist flexibel und vielseitig einsetzbar. Sie arbeitet gerne in unterschiedlichen Bereichen und ist ein „Hans-Dampf-in-allen-Gassen“. Sie fühlt sich in einer kollegial-freundschaftlichen Arbeitsatmosphäre am wohlsten und trifft sich auch außerhalb der Arbeit gerne mit ihren Kolleginnen. Sie geht gerne leger gekleidet zur Arbeit.
Sabine ist eine Dame Anfang 40 mit viel Berufserfahrung. Sie ist sehr verlässlich und belastbar. Sie mag strukturierte Arbeitsabläufe, die ihr die Möglichkeit geben, sich ihre Tätigkeiten im Voraus einzuteilen und zu planen. Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihren Kolleginnen, und ab und zu plaudert sie in der Arbeit auch über private Dinge. Sie kommt immer pünktlich und korrekt gekleidet zur Arbeit.
Beide Damen sind Top-Mitarbeiterinnen, die auf der Suche nach einer neuen Stelle als Office Managerin sind.
Nun sind 2 Firmen auf der Suche nach einer Office Managerin, die die Abläufe im Büro selbstständig koordiniert, Meetings organisiert, Büromaterial bestellt und telefoniert. Bei den Firmen handelt es sich einmal um eine Steuerberatungskanzlei und einmal um ein junges Start-Up Unternehmen in der Fitnessbranche.
Auch ohne mehr Informationen über die beiden Damen oder die beiden Firmen zu haben, können wir jetzt mal ins Blaue hinein vermuten, dass sich die korrekte Sabine eher in der Steuerberatungskanzlei wohlfühlen wird, während die legere Angelika wohl eher in dem Start-Up in der Fitnessbranche glücklich sein wird. Einfach deshalb, weil die Persönlichkeiten der beiden Damen am besten zur Unternehmenskultur der jeweiligen Firmen passt.
Am besten wäre es natürlich, wenn sich gleich von Anfang an die passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die passende Firma finden würden. So als würde man gleich beim ersten Versuch den Partner fürs Leben finden, mit dem man glücklich werden kann – und nicht erst nach 3 Scheidungen.
Meistens passiert es unbewusst, dass ich mich als eine Bewerberin auf Stellensuche für ein Unternehmen entscheide, das meinen eigenen Werten ähnlich ist. Ich als Bewerberin finde solche Firmen als Arbeitgeber attraktiv, von denen ich glaube, dass die Firma selbst und damit auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mir in Bezug auf Werte, Einstellungen, Ziele, etc. ähnlich sind. Denn abgesehen vom Gehalt erwarte ich mir als Mitarbeiterin, dass ich mich in meiner Arbeit wohl fühle und dass das Unternehmen mein ureigenes Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit, Stabilität und Sinn befriedigt. Eine Firma, die ICH als Bewerberin attraktiv finde, zieht solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter magisch an, die genauso sind wie ich. Daher erwarte ich unbewusst, dass meine zukünftigen Kolleginnen und Kollegen mir ähnlich sind und dass ich mich daher in meiner neuen Arbeitsumgebung wohl fühle. Womit wir wieder zurückkommen zu unserem Einstieg: Gleich und Gleich gesellt sich gerne.
Doch wie erkenne ich als Bewerberin, welche Unternehmenswerte und -ziele mein künftiger Arbeitgeber hat?
1. Beim Bewerbungsgespräch Fragen stellen
Es klingt schon fast zu einfach, doch in der Praxis wird das von den Bewerbern oft vergessen. Fragen Sie beim Bewerbungsgespräch einfach danach! Natürlich bekommen Sie dann die offizielle Version der Werte und Ziele präsentiert. Das macht gar nichts! Fragen Sie einfach weiter nach! Lassen Sie sich Beispiele dafür nennen, wie die Unternehmenswerte im Arbeitsalltag umgesetzt werden. Gibt es abteilungsübergreifende Projekte, bei denen Zusammenarbeit gefördert wird? Gibt es eine offene Unternehmenskommunikation, bei der z.B. das Betriebsergebnis offen an die Mitarbeiter weitergegeben wird? Wie sind die Hierarchieebenen im Unternehmen: gibt es eine flache Hierarchie mit großen Abteilungen, oder gibt es mehrere Hierarchieebenen, dafür sind die einzelnen Abteilungen und Teams klein und überschaubar?
Sie können natürlich auch den Rekruiter fragen, warum er/sie gerne in diesem Unternehmen arbeitet. Auch aus dieser Antwort können Sie viele Informationen für sich herausfiltern.
2. Beobachten und Schlussfolgerungen ziehen
Gehen Sie mit offenen Augen durch die Firma! Wenn Sie eine Führung durch die Firma bekommen oder wenn Sie Ihren Abteilungskollegen vorgestellt werden, erhalten Sie natürlich gute Einblicke. Aber auch wenn Sie „nur“ zum Vorstellungsgespräch kommen, können Sie viel über das Unternehmen erfahren. Wie werden Sie im Unternehmen empfangen: höflich, herzlich, grantig? Wie ist der Dresscode im Unternehmen: leger mit Jeans und Shirt, oder businessmäßig mit Hemd/Bluse und Blazer? Duzen oder siezen sich die Kollegen untereinander? Herrscht ein lockerer Umgangston oder ist alles eher förmlich? Arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Großraumbüros oder in Einzelbüros?
Aus diesen ganzen Beobachtungen können Sie Ihre Schlussfolgerungen ziehen. Überlegen Sie für sich selbst, ob Sie diese Arbeitsumgebung für sich wollen oder nicht. Schließlich werden Sie einen Großteil Ihres Lebens an Ihrem Arbeitsplatz in diesem Unternehmen verbringen.
Daher mein Praxistipp des Tages:
Halten Sie die Augen offen und scheuen Sie sich nicht, im Bewerbungsgespräch Fragen zu den Unternehmenswerten, -zielen und der Unternehmenskultur zu stellen!
Aber nicht nur die Menschen wünschen sich einen Arbeitgeber, der zu ihnen passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Auch die Arbeitgeber selbst wollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit ihren Unternehmenszielen im Einklang sind. Als Folge daraus werden sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen, die untereinander dieselben Wertvorstellungen teilen und alle ähnlich ticken.Das hat für die Firma einige Vorteile:
• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen die gewünschte Einstellung zur Arbeit und bringen höhere Leistungen.
• Sie haben eine höhere Bindung zum Unternehmen, was zu einer geringeren Fluktuation und wenig freiwilligen Kündigungen führt.
• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen freiwilliges Arbeitsengagement, das über die arbeitsvertraglichen Pflichten hinausgeht, und hohes Zugehörigkeitsgefühl.
Wenn die Ziele und Wertvorstellungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die des Unternehmens gut zusammenpassen, hat das für beide Seiten große Vorteile. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen nicht nur eine Arbeit machen, der ihnen liegt, sondern sie wollen sich in ihrer Arbeitsumgebung und ihrer Firma wohlfühlen. Und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich wohl fühlen und ihre Arbeit gerne machen, bringen bessere Leistungen als unzufriedene. Im Extremfall können sie bis zu doppelt sie viel leisten!
ABER: Wenn sich die Belegschaft zu sehr ähnelt, kann das auch Nachteile für die Firma haben!
Wenn sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ähnlich sind, trägt das langfristig zu einer Homogenisierung des Unternehmens bei. Dies kann zu einer gewissen Starrheit führen und notwendige organisatorische oder strategische Veränderungen langfristig erschweren.Und noch einen Fall gibt es, wo Gleich und Gleich nicht unbedingt ein Vorteil ist:
Chefs, Abteilungsleiter/innen oder Führungskräfte im Allgemeinen suchen sich eher solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, die ihnen selbst ähnlich sind. Das ist ja in Ordnung, wenn die Führungskraft kompetent und engagiert ist – obwohl eine gewisse Vielfalt für jedes Unternehmen eine Bereicherung ist. Was passiert aber, wenn der Abteilungsleiter ein „schwacher Chef“ mit geringen Führungskompetenzen ist? Dann wird er/sie wieder schwache Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, die ihm/ihr in seiner/ihrer Position nicht gefährlich werden können. Denn die meisten „schwachen Chefs“ wissen, dass sie schwach sind und werden in ihren Personalentscheidungen von der Angst geleitet, dass ein neuer kompetenter Mitarbeiter sie bloßstellt oder an ihrem Sessel sägt. Hier bedeutet also Gleich und Gleich nicht unbedingt Gut und Gut.
Aber jetzt mal abgesehen von den negativen Beispielen spricht vieles dafür, dass die Person und das Unternehmen gut zusammenpassen sollten – und zwar von Anfang an: Wertvorstellungen und Ziele bleiben langfristig konstant, besonders bei Personen aber auch bei Unternehmen. Sie sind stabile Faktoren, die sich auch im Laufe der Zeit nicht wesentlich verändern. Wenn also Person und Firma nicht gut zueinander passen, dann wird sich das auch im Laufe der Zeit nicht verbessern. Daher sollte sich schon von Beginn an der richtige Deckel zum richtigen Topf finden.
In diesem Sinne können wir die oben verwendete Redewendung noch ergänzen: Gleich und Gleich gesellt sich gerne, und zwar schon von Anfang an.
Karin Leitmüller
Bewerbungsberaterin & HR Consulting
www.karinleitmueller.at
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